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Winterzeit – Zeit des Frierens. Muss das sein?

Die Herbststürme toben, die Witterung wird nass-kalt, der Winter steht vor der Tür. Nun fürchten viele, vor allem Frauen: Jetzt beginnt wieder die Zeit des Frierens. Aber muss das sein? Wann und wodurch frieren wir eigentlich? Und was können wir tun, um uns vor der Kälte zu schützen?

Im Folgenden möchte ich die wichtigsten Ursachen für Frieren aus Sicht der Chinesischen Medizin aufzeigen. Die einfachen Ratschläge helfen Ihnen hoffentlich, ohne Frieren durch den Winter zu kommen.

Leber-Qi-Stagnation
Sind nur die Hände und Füße kalt, der Rest des Körpers aber ist warm? Frieren an den Extremitäten kann ein Zeichen eines gestauten Energieflusses sein. Wenn es zusätzlich Symptome gibt, wie Spannungsgefühl im Brustbereich oder Abdomen, Stimmungswechsel oder Melancholie, Reizbarkeit und unregelmäßige Menstruation/PMS, spricht man in der TCM von „stagniertem Leber-Qi“.

Um den Qi-Fluss wieder in Gang zu bringen, sollten Sie sich regelmäßig bewegen. Das Leber-Qi, das für den freien Fluss des Qi im Körper verantwortlich ist, wird durch Stress und gestaute Emotionen eingeschnürt. Am besten hilft ein Spaziergang, vielleicht allein in einem ruhigen Wald, bei dem Sie Ihren Emotionen, oftmals Wut oder Trauer, freien Lauf lassen können. Natürlich können Sie auch andere Formen wählen, Ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen. 

Zusätzlich können Sie Leberglättertee zu sich nehmen: Wermutkraut, Berberitzenwurzel, Schafgarbenkraut und Pfefferminzblätter jeweils zu einem Viertel mit kochendem Wasser übergießen und 2-3 Minuten ziehen lassen. Vor und nach dem Essen jeweils eine halbe Tasse schluckweise trinken. Die Kräuter bekommen Sie in Apotheken, die westliche Kräuter vertreiben.

Nieren-Yang-Mangel
Frieren Sie von innen oder vor allem an den Füßen? Bestehen parallel Rücken- oder Knieschmerzen? Sind Sie oft müde? Müssen Sie häufig zur Toilette und viel klaren Harn lassen? Diese Symptome deuten auf einen „Nieren-Yang-Mangel“. Der Funktionskreis Nieren kontrolliert das „Lebenstor“, chinesisch Ming Men. Es ist die treibende Kraft für alle funktionellen Aktivitäten im Körper. Es wird auch als „wahres Feuer“ bezeichnet und stellt die dynamische Wärme für alle Körperfunktionen bereit. Nach chinesischer Vorstellung befindet sich das Lebenstor zwischen den Nieren am unteren Rücken. Wenn das Feuer zu schwach brennt, kommt es zu den oben genannten Erscheinungen.

Hier helfen wärmende Speisen und Getränke sehr gut. Nehmen Sie ein warmes (!) Frühstück zu sich, am besten einen Brei aus Hirse oder Polenta, dazu warmen Kompott mit wärmenden Gewürzen wie Zimt und gerösteten Walnüssen. Optimalerweise nehmen Sie drei warme Mahlzeiten am Tag zu sich und vermeiden kalte Speisen und Rohkost. 

Für den Abend bietet sich eine Kraftbrühe an, die Sie in einer größeren Menge zubereiten und drei bis vier Tage in einem Schraubglas im Kühlschrank aufbewahren können. Trinken Sie warme Getränke, heißes Wasser oder warme rote Säfte gemischt mit warmem Wasser.

Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können wärmende Kräuter helfen. Für eine Rezeptur wenden Sie sich bitte an Ihren Therapeuten. Wichtig: Halten Sie Ihren unteren Rücken und die Lenden warm!

Wei-Qi-Schwäche
Frieren Sie vor allem bei Wind und bekommen schnell einen Infekt?

Dann ist Ihre Abwehr, das Wei Qi, geschwächt. Hier helfen Spaziergänge an der frischen Luft und Wechselbäder. Zur Stärkung des Wei Qi hält die chinesische Medizin das Fertigpräparat „Jade-Wind-Schutzpulver“ (yu ping feng san) bereit. Kräuter und Gewürze wie Ingwer, Lindenblüten, Cassia-Zimt-Zweige, Majoran und Engelwurz sind ebenfalls hilfreich. Es empfiehlt sich in jedem Fall eine Rücksprache mit Ihrem Therapeuten.

„Blut-Mangel“ des Herzens oder der Leber
Gehen Ihre kalten Hände mit Schwindelgefühlen und Herzklopfen (in Ruhe) einher? Oder mit einer spärlichen Menstruation? Sind Sie müde und haben eine stumpf-blasse Gesichtsfarbe? Dann handelt es sich vermutlich um ein Erkrankungsmuster, das in der TCM mit „Blut-Mangel“ des Herzens oder der Leber bezeichnet wird. Wichtig sind für Sie regelmäßige, warme Mahlzeiten und rote Säfte (!) oder „Kräuterblut“ (aus dem Reformhaus). Essen Sie regelmäßig Fisch und Fleisch oder Hülsenfrüchte (Vegetarier), dunkelgrünes, gelbes und rotes Gemüse sowie kleine Mengen kühle oder rohe Nahrungsmittel sowie süß-saure Früchte. Auch Milchprodukte können positiv wirken, natürlich nur, wenn Sie keine Intoleranz haben.

Es versteht sich von selbst, dass Sie warme Kleidung tragen sollten. Unterwäsche aus Wolle und Seide wärmt sehr schön, ohne dass Sie schwitzen. 

Wenn Sie sich unsicher sind oder diese ersten Maßnahmen nicht ausreichen, wenden Sie sich bitte zu einer genaueren Differenzierung und weiteren Behandlung an Ihren TCM-Therapeuten.

Publiziert im Internet-Portal DER GELBE KAISER, Dezember 2012.


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